Arthur Engelbert war von 1996 bis 2017 Professor für Medientheorie und Kunstwissenschaft an der FH Potsdam. 1998 habilitierte er im Fach „Medientheorie und Kunstwissenschaft“ bei Bazon Brock. Vor dem Studium arbeitete er sieben Jahre in einem Dortmunder Stahlwerk als Industrieelektroniker. 1985 promovierte er mit einer Studie über die Linie in der Zeichnung bei Gottfried Boehm und Max Imdahl, war anschließend Mitarbeiter für die Umnutzung des Völklinger Hochofenwerks am Staatlichen Konservatoramt in Saarbrücken und von 1987 bis 1992 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule der Künste in Berlin. Es folgten Lehraufträge (1992-98) zur Vermittlung zeitgenössischer bildender Kunst an verschiedenen Universitäten und Kunsthochschulen. Neben seiner Lehrtätigkeit hat Arthur Engelbert zehn Jahre lang ein Multimediaunternehmen (MIB) in Berlin geleitet, war viele Jahre im Vorstand des Werkbund-Archivs in Berlin und leitete von 2002 bis 2004 den Forschungskreis „Kritik der Bildmedien“.
 
1999 baute Arthur Engelbert das mit vielen, geförderten Studienreisen (Gibilmanna 1999, Kairo 2001, Johannesburg 2003, Mexico City 2005, Hongkong 2007, Jerusalem 2008, Mumbay 2009 u.a.) und interkulturellen Kooperationen verbundene interdisziplinäre Forschungsprojekt „cultrans“ auf, welches kulturelle Transfers zwischen Kulturen und Künsten untersucht. Schwerpunkt des interkulturellen Projektes „cultrans“ ist seit sieben Jahren Israel. Seit 2010 gehört er dem DFG-Graduiertenkolleg „Sichtbarkeit und Sichtbarmachung“ an der Uni Potsdam an. 2012 gründete er mit anderen das Institut für angewandte Realitätsveränderung (i-a-r). Seit 2013 entwickelt er das transkulturelle Projekt „Pedestrian Republic“. Im April 2017 geht Arthur Engelbert in den Ruhestand und gehört der Fachhochschule Potsdam weiterhin als forschendes Mitglied an. Über drei Jahre hinweg (2017-2019) entwickelte und betreute er das Geh-, Meditations- und Kunstausstellungsprojekt „Artificial Light“, jeweils im Juni auf Sizilien. Es folgten 2017 und 2019 Lehraufträge am IIT/IDC (Indian Institut of Technology/ Industrial Design Institut) Bombay (finanziert vom DAAD und IIT Bombay).
 
 

 
 

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Copyright: Arthur Engelbert/Detlef Günther, Berlin 2019
 
 
Die Frage nach dem Individuum und dem Möglichkeitskern ist zentral in den Studien von Arthur Engelbert. Ausgehend von der These, dass jedes Individuum in westlichen Gesellschaften gegenwärtig Passformen generiert, die dem allgemeinen Standard bzw. der Normierung entsprechen und somit systematisch die Möglichkeit einer individuelle Differenz ausgeblendet, um den Status der Verblendung und Schizophrenie bewusst konform einzublenden, sprich zu bejahen.
 
In der Tradition der künstlerischen Moderne eröffnete die ikonische Differenz in den bildenden Künsten eine Distanz zur Prägung dessen, was den Einzelnen ausmacht mit der Beobachtung, dass die Möglichkeit zu etwas besteht, indem etwas für das Individuum sichtbar wird, was dies zulässt bzw. ihm dies aufzeigt. Wenn die Freiheit des Individuums an die des Ästhetisch Möglichkeiten gekoppelt war, ist zu konstatieren, dass der Möglichkeitskern der ikonischen Differenz durch technisch-technologische sowie politisch-soziale Formen der Bestimmung des Einzelnen verdeckt wird.
 
In der vor ein paar Jahren begonnen Trilogie, die mit HELP! einsetzte und mit einer Studie über die Treppe als physikalisches und mentales Instrument ergänzt wurde, stehen die Überlegungen im Mittelpunkt, was aus dem skizzierten historischen Wendepunkt in der Bestimmung des Einzelnen folgt. Die Prämisse lautet, dass die Bestimmung des Individuums sowie des Anderen auf ein Konstrukt der Gruppe hin zu erweitern ist, für die der tradierte Möglichkeitskern der Kunst aufgegriffen und verlagert wird, sodass im Denkbaren, Vorstellbaren und Machbaren ein Unterscheidungsfeld eingeführt wird, welches eine Distanz von Individuum und Individuum * sowie Realität und Realität* zulassen soll. Ein solches Unterscheidungsfeld könnte etwas über die perfekte Passform Hinausgehendes sichtbar machen, auch wenn dies sich im nicht perfekten Aussetzen, Stottern oder Hinken manifestiert und somit nur indirekt eine Differenz zur perfekten Passform sichtbar macht. Dies ist das Thema des dritten Teil der Studie, welche zur Zeit in Arbeit ist.
 
Flankierend zu den Überlegungen nach den Konsequenzen hinsichtlich des Wendepunktes des Möglichkeitskerns gibt es seit fünfzehn Jahren interkulturelle Projekte, in denen Fragen nach der Differenz des Individuums unter den Bedingungen anderer Kulturen und Machtkonstellationen praktisch untersucht werden. Erkannt wurde anhand diskursorientierten Kooperationsprojekte, dass die scheinbare Vielfalt die Konfrontation mit der Einfalt des Tatsächlichen aushalten muss. Aus diesem Grund gibt es seit circa sieben Jahren eine Konzentration auf Kooperationen mit Partnern aus Israel, in denen Themenkomplexe gemeinschaftlich formuliert werden. Interkulturelle Projekte stellen sozusagen Umzugsarbeiten am Projekt des Möglichkeitskerns dar, in denen verdeckte Differenzen nicht nur sichtbar, sondern bezogen auf den eigenen Standort der Beobachtung überhaupt erst einsichtig werden.
 
 

Betreuung von Promotionen (Auswahl)

 
:: Felix Urban: Delay. Diabolisches Spiel mit Zeitmaschinen. Technik-Musikproduktion-Rezeption, Uni Potsdam 2018
 
:: Kay Schönherr: Die Filme Terrence Malicks und ihr konzeptueller Weltbezug vor dem Hintergrund der amerikanischen Kunst- und Kulturgeschichte, Uni Potsdam, voraussichtlicher Abschluss 2019
 
:: Manja Herlt: …von mir aus… Bewegter Leib – Flüchtiger Raum. Studie über den architektonischen Bewegungsraum, Diss, Uni Cottbus 2009.
 
 
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